"Bei allem politischen Handeln und allen Programmen, muss die Würde aller Menschen immer im Zentrum stehen. So steht es im Artikel 1 des Grundgesetzes, der im Grunde die christliche Auffassung von der Gottebenbildlichkeit aller Menschen aufnimmt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Und diese Würde gilt vom ersten Augenblick des Daseins bis zum natürlichen Tod! Dieser einfache und doch so herausfordernde Satz, ist die alles entscheidende Leitplanke. Die Überzeugung, dass wir alle Geschwister sind, dass alle Menschen wirklich eine Menschheitsfamilie sind, gehört zum Glauben der Kirche. Und deswegen haben die deutschen Bischöfe schon im letzten Jahr deutlich gesagt: „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar.“
So sehr sich auch im Lauf der Geschichte die Kirche und die Christinnen und Christen in zerstörerischen Nationalismen, in Gewalt und Rassenwahn verstrickt haben, so sehr war und ist der Glaube der Kirche von Anfang an ein anderer: Die Kirche hat immer alle einbezogen, alle Völker und Kulturen, alle Sprachen, alle Länder. Es gibt keine Rassen, es gibt nur Menschen mit gleicher Würde! Und deshalb ist eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit Parteien und Bewegungen, die in weiten Teilen rechtsradikal und völkisch national denken, für demokratische Parteien inakzeptabel.
2.
Aus diesem Prinzip der gleichen Würde aller Menschen folgt die Herausforderung – so unvollkommen es immer sein mag –, eine Ordnung zu schaffen, ein Gemeinwesen, in dem alle eine Chance haben, gerecht und gut leben zu können, jetzt und in der Zukunft. Als Christen wissen wir: Es gibt keine vollkommene Welt. Wir sind Geschöpfe und nicht Gott.
Aber die Welt kann immer verbessert werden, sie muss nicht so bleiben, wie sie ist. Deswegen ist für uns klar, dass wir nicht in einen billigen Pragmatismus oder gar Zynismus verfallen, nach dem Motto: „Man kann ja doch nichts machen.“ Und wir widerstehen auch der Versuchung, Utopien von einem Paradies auf Erden oder von einer klassenlosen Gesellschaft zu verbreiten. Aber: Wir sind Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung. Denn Hoffnung bedeutet, dass die Welt nicht so bleiben muss, wie sie ist, sie kann zum Guten verändert werden. Wenn wir Chancen für alle Menschen wollen, dann gilt das eben für die ganze Menschheitsfamilie, und deshalb ist der Aufbau einer globalen Sozialen Marktwirtschaft wichtig, eine Ordnung, die es ermöglicht, dass alle miteinander in fairer Weise in einen Austausch treten, so dass arme und schwache Länder nicht beiseite gedrückt werden, weil sie nicht produktiv genug erscheinen nach den Maßstäben eines nationalen Kapitalismus.
Auch von daher waren gerade die Christinnen und Christen Protagonisten der europäischen Einheit, des Miteinanders der Völker, in der Überzeugung, dass Nationalismus Krieg bedeutet. In besonderer Weise wird das in der Bedrohung unseres Planeten durch den Klimawandel sichtbar. Im Engagement für die Bewahrung der Schöpfung müssen deshalb alle Länder zusammenarbeiten, und das muss auch die Agenda unserer Regierung sein. Sonst werden Ungleichheiten größer werden. Eine Politik, die Chancen für alle anstrebt, muss im eigenen Gemeinwesen soziale Gerechtigkeit und gute wirtschaftliche Entwicklung voranbringen, aber nie gegen andere, sondern immer mit anderen zusammen, und dabei besonders die Armen weltweit im Blick haben."
Aus dem Fastenhirtenbrief von Kardinal Reinhard Marx)
In welche Nöte und Schwierigkeiten Sie auch geraten sind: In der katholischen Kirche Kassel gibt es neben der Caritas, der „organisierten Nächstenliebe“, eine Reihe von Beratungsstellen, die jeder und jedem offen stehen und professionelle Hilfe leisten.
Ob Sie bei schwerer Krankheit oder Tod eines nahen Angehörigen, in einer Familienkrise, bei ungeplanter Schwangerschaft, bei Verschuldung oder in welcher Situation Hilfe und seelsorgerischen Beistand brauchen: Auf unserer Internetseite "Beratung | Hilfe" finden Sie die Kontaktlinks zu den kirchlich getragenen Beratungsstellen und Hilfsangeboten, die Ihnen weiterhelfen können.
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Impuls: Beatrix Ahr
Musik: Johann Sebastian Bach (1685-1750) Choralvorspiel „ Herzlich tut mich verlangen“ (O Haupt voll Blut und Wunden), BWV 727
Regionalkantor Thomas Pieper an der Orgel der Rosenkranzkirche in Kassel
Foto: Strand (Stefan Ahr)